Heute schreibe ich meinem früheren Ich - der JesSi Ca von vor 4 Jahren mal einen Brief. Denn heute weiß ich so viel mehr, weil ich viel mehr erlebt habe und weil ich damals sehr dankbar gewesen wäre, wenn mich manchmal jemand so an die Hand genommen hätte. Nur bei der Hand, denn gehen musste ich meinen Weg schon immer selber - aber jemanden dabei zu haben, kann schon mal Sicherheit geben. Sicherheit die der JesSi Ca im Wochenbett sicherlich fehlte.
Hier geht es um Einsamkeit trotz Beziehung, um Selbstvertrauen trotz Rückschlägen und um eine Mutter, die sich in ihrer Angst verrennt. Ich glaube dieser Mutter muss ich dringend mal was erzählen.
#MeinBriefanMich: Mein Rat an mich im Wochenbett
Liebe JesSi Ca,
gerade hast Du Dein Kind geboren - bist noch gar nicht lange Mama und hast doch schon so viele Ängste durch und leider musst Du Dich darauf einstellen, das diese nicht weniger werden wird. Du gehst erst einmal ein ganzes Stück in die verkehrte Richtung bevor Du Dich umdrehen wirst. Das klingt nicht gerade positiv, aber was soll ich Dir die Welt schön reden, wenn doch genau dieser Weg, der Deine seien wird. Ich werde Dich nicht davon abhalten, denn Du musst genau diesen Weg gehen, um die Frau zu werden, die ich gerade bin, die Du werden wirst und die sich auch dann noch weiter entwickeln wird. Du wirst Dich vor vielen Dingen erschrecken - aber sei gewiss, hier in der Zukunft liegen auch Dinge, die Dich positiv überraschen werden.
Doch fangen wir von vorn an - mit der Geburt der Motte und was danach geschehen ist.
Wir schreiben das Jahr 2015 und in wenigen Tagen wird die Motte vier. Unvorstellbar das dieses kleine Bündel in Deinen Armen irgendwann mal vier Jahre alt sein wird und Du nicht nur hinter ihr her rennen wirst, weil sie Dir weg läuft, sie wird Dir dann bereits mit dem Fahrrad davon fahren und Dir täglich mehrfach den Spiegel vor die Nase halten. Sie sieht aus wie Du und das wird sich mit den Jahren nicht ändern. Es kommt eine ganze Portion Papa hinzu, aber sie wird immer eine Mini-Version von Dir sein. Nicht nur optisch.
Aber Du wirst viele Kämpfe kämpfen und Du wirst viel allein sein. Du merkst es jetzt schon, der Mann - ja glaub es wirklich, eines Tages wird der Tag kommen an dem dieser Mann Dich endlich heiraten wird - Euch heiraten wird - ist gefühlt immer arbeiten. Das wird nicht weniger werden. Zusätzlich baut er gerade Euer Haus. Du leidest unter dem vielem Alleinsein. Wenn Du täglich den Kinderwagen vor Dir herschieben wirst, wirst Du allein sein. Wenn Du sogar sonntags allein bist und die ganzen Paare mit ihren Babys spazieren gehen sehen wirst, dann wird es Dir ein Stich in Dein Herz sein, aber soll ich Dir was sagen: Es lohnt sich. Diese endlos scheinende Zeit wird ein Ende haben und halte Dir bitte immer vor Augen: Er macht es für Euch! Für seine kleine Familie.
Sei nachsichtiger mit ihm. Auch im Umgang mit diesem kleinen Wesen in Deinen Armen. Noch hat er Angst sie kaputt zu machen, aber das sich ändern. Die beiden werden ein wahnsinniges tolles Team abgeben und der beste Papa aller Zeiten werden. Dies wirst Du ihm auch immer wieder in kleinen und großen Liebeserklärungen deutlich machen. Er braucht nur seine Zeit. Gibt sie ihm.
Dein holpriger Start ins Stillen wird eine Zeit lang wie von allein Laufen und wenn es dann plötzlich und ohne das Du es willst zu Ende gehen wird, dann bitte versuche Dir weniger Vorwürfe zu machen. Du wirst nicht versagt haben. Dir fehlte es sicherlich an Unterstützung und jemanden der Dich einfach mal die Hand nimmt, aber ich kann Dir sagen, dieses Kind wird auch so toll. Nebenbei erwähnt, kauf nicht so viele Flaschen, sie wird die Industrie-Milch nicht lange trinken, denn sie wird schnell Gefallen am richtigen Essen finden. Heute isst sie beinahe alles und ist ein gesundes und glückliches Kind. Du hast nicht versagt, aber Du wirst es Dir leider so sehr einreden, dass es sich lange manifestieren wird. Heute kämpfst Du dagegen, einen harten Kampf. Einen Kampf gegen das Versagen und die Ängste.
Doch all das viele Alleinsein, die viele Warterei, die vielen Entscheidungen und all die ängstlichen Tage und Nächte werden Dich zu der Mutter formen die Du heute bist. Wahrlich kein einfacher Mensch, aber ein Mensch mit großem Herzen und ein Mensch, der immer an sich arbeiten wird. Ein Mensch dem selten genug genug sein wird, aber nicht weil er unzufrieden ist, sondern weil er immer denkt; da geht noch was, da geht noch mehr.
Vertraue auf Dein Bauchgefühl. Leider hast Du gerade das verloren. Du sitzt zwischen Selbstzweifeln und Angst fest. Das ist sehr schade, denn Du hast immer auf Dein Bauchgefühl gehört - nun zweifelst Du sehr an ihm. Natürlich kannst Du nicht wissen, dass es gerade so was von Recht hat, aber Du müsstest nur einen Moment inne halten und Dir einfach mehr vertrauen. Du wirst eine tolle Mutter und keine schlechte, eine die verdammt viel richtig gut machen wird, vor der Du große Angst hast. Denn eines sei gewisse, dieses Kind wird Dich genauso bedingungslos liebe, wie Du es liebst!!
Mein Rat zum Abschluss; sei Du und vertraue Dir - dann wird Dein Weg der richtige sein, egal wie viele Abzweigungen, Steine und Widrigkeiten sich vor Dir aufbauen werden - Du wirst das Glas immer halb voll sehen - das wird eine sehr schöne Einstellung sein.
Psssst, aber in vier Jahren wirst Du nicht nur ein leibliches Kind haben, aber dazu an anderer Stelle mehr. Und in vier Jahren wirst Du Dich in ein Hobby verliebt haben, welches viel mit schreiben zu tuen haben wird - das Leben wird schön sein, glaube mir - denn mein Leben ist schön!!
Dieser Artikel ist mein Beitrag zur Blogparade vom Hebammenblog und ich denke, manchmal ist es ganz spannend sich selber einen Brief zu schreiben.
In diesem Sinne ~ liebe JesSi Ca von vor vier Jahren, Du wirst eine tolle Mutter werden und sowohl für Dein leibliches als auch für das "andere Kind" und den Mann durchs Feuer gehen. DU wirst Mutter sein!!
Danke für den schönen Eintrag!
Bei mir ist es in ein paar Wochen soweit. Ich werde zum ersten Mal Mutti und freue mich rießig, habe aber auch viele Ängste.
Viele Grüße,
Jasmin