Mir ist das was komisches passiert und es passiert momentan immer wieder. Menschen bedanken sich für Dinge, die mir so selbstverständlich erscheinen und doch scheinen sie grade momentan alles andere als selbstverständlich zu sein.

Bei der letzen Blutspende bekam ich bei der Anmeldung einen Umschlag. Schon bei der ersten Spende gab es einen kleinen Gutschein des örtlichen Bäckers – das war sehr freundlich und zeigt das man sich gegenseitig für die gute Sache unterstützt.
Nun dachte ich erst, das sei wieder eine und freute mich. Nach dem festgestellt wurde das ich spenden darf (Eisenwert, Temperatur, Fragebogen, Blutdruck und Art-Check) bekam ich meine „Ausrüstung“ und dazu eine Ehrennadel. Ich war etwas irritiert, steckte sie aber erst mal dankend automatisiert in die Tasche.

Zu Hause sah ich dann das im Umschlag eine Ehrenurkunde drinnen war und schaute mir die kleine Anstecknadel und die Urkunde an. Dabei kam ich ins Grübeln. Warum sollte mir eine Urkunde zustehen und dann auch noch eine Ehrenurkunde? Ich hab doch nichts gemacht. Im Gegenteil, ich hätte viel eher in meinem Leben anfangen sollen mein Blut regelmäßig zu spenden. Ich habe nachweislich genug davon und es kostet mich lediglich ein wenig Zeit. Welche aber mit einem wunderbar leckeren Snack und im Normalfall einer kleinen gemeinsamen Zeit mit meiner Freundin, wieder mehr als ausgeglichen wird.

Was hab ich schon groß getan? Ich habe, also kann ich geben und weil ich gebe spüre ich Wärme. Für mich ist das nichts Großes.

 

Dann dachte ich weiter – dachte an die momentane Lage und an die Unterschiedlichkeit der Meldungen in meinem Umfeld. Ich möchte keine „Auszeichnung“ für das, was ich tue. Doch ist selbst beim Blutspenden selber die Dankbarkeit zu spüren. Alle Leute die dort helfen, tun aber doch so viel mehr sogar wie ich. Warum sind diese Menschen mir als Spenderin dankbar? Müsste man diesen Menschen nicht viel dankbarer sein (was ich bin)? Sie stellen diese Aktion auf die Beine und das ist im Gegensatz zu meiner minimalen Zeit, die ich mitbringe doch viel mehr.

Mir ist da was komisches passiert... Gedanken BlutspendeMehr und wenig – wo ist aber bitte da die Relation? In einer rosaroten Traumwelt gibt jeder, was er kann. In meiner Welt versuche ich das auch. Das hört nicht beim Blutspenden auf, das fängt aber auch schon dabei an mich für eine alte Dame an der Kasse nach ihrem heruntergefallenem Kleingeld zu bücken oder mich darum bemühe meinen Teil zur momentanen Lage bei zu tragen.

Wenn jeder von uns mit den kleinen Dingen anfängt, dann kann man großes bewegen. das zweigt mir gerade die Bewegung #BloggerFuerFluechtlinge der ich mich von der ersten Stunde an angeschlossen hatte. Wie viel Kraft eine Gruppe von Menschen im Sozial-Media im Word Wide Web haben können, das haut mich aus den Latschen und doch empfinde ich es nicht als etwas besonderes. Nicht als etwas, wofür man sich auszeichnen lassen müsste…

Dann sehe ich aber die andere Seite, die so laut und so präsent ist, dass sich die Initiatoren alle Mühe geben, die leisen und stillen Menschen mit den hellen Gedanken aus dieser Masse der lauten sturen Mitmenschen mit dunklem Gedankengut hervor zu heben und dann verstehe ich. Das laute hassparolen immer mehr wahrgenommen werden als ein „lasst uns anpacken“ oder ein Herzlich Willkommen. Das es noch immer so viel Angst in unserem Lande zu geben scheint das die Menschen verhärten und Mauern um sich herum aufbauen.

Mir ist da was komisches passiert... Gedanken Blutspende Urkunde

In der Generation meines eigenen Mannes gab es viele Flüchtlinge – damals bevor die Mauer viel und bevor Deutschland sich vereinigte. Und aus einem geteilten Land ein vereintes wurde.

Also nehme ich meinen kleinen Anstecker und die Urkunde und lege sie in eine Schublade – bis zur goldenen Nadel – denn darauf möchte ich dann stolz sein und so lange sammele ich die Aufmerksamkeiten und verstehe, wenn sie auch unnötig sind.

 

Wie fühlt Ihr Euch, wenn man Euch dankt für etwas, was sich für Euch selbstverständlich anfühlt?

 

In diesem Sinne ~ schade, dass schlechte Dinge so präsent sind, dass man mit den guten immer besonders laut werden muss, damit diese wahrgenommen werden. Dabei sind sie doch so normal.