Manchmal sage ich nicht, aber ich fühle. Ich fühle da dieses Stechen in meinem Herzen und auch wenn ich versuche es ganz weit weg zu schieben, ich fühle, auch wenn ich nichts sage.
Gefühle sind wichtig und richtig, das predige ich der Motte. Aber wie sieht das mit meinen eigenen aus? Ist jedes Gefühl richtig und wichtig oder gibt es einen Weg, sie besser auszuhalten?
Wer mich schon länger liest und kennt, der weiß von meiner Sehnsucht. Der weiß, wie sehr ich mir ein weiteres Baby wünsche. Ich mache daraus kein Geheimnis. Warum wir dann kein zweites bekommen? Es müssen zwei Menschen diesen Wunsch verspüren. Hier aber empfinde diesen Wunsch allein ich, und so sitze ich da und sage nichts, aber ich fühle.
Überall Babybäuche, Schwangerschaftstests und schon fertige Babys. Ich liebe Babys. Ich liebe Kugelbäuche und jeder Schwangerschaftstest verrät, da wächst gerade ein kleines Wunder, ein neuer Mensch in einem Bauch heran.
Als ich damals mit der Motte schwanger war, spürte ich dieses vollkommene Wunder. Diese Vollkommenheit, diese Liebe und dieses Heranwachsen in mir. Es war ein Wunder, egal was die Wissenschaft sagt. Ich konnte sie spüren, diesen kleinen neuen Menschen. Erst kaum merklich und dann ganz genau. Mein persönliches kleines größtes Wunder.
Ich wusste lange nicht, wie viele Kinder ich möchte. Ich wollte dem Leben seinen Lauf lassen. Und nun, nun bedauere ich, das Wunder des entstehenden Lebens nur einmal gespürt haben zu dürfen. Jede freudige Verkündung ist auch ein Stich in genau diese Wunde.
Worte kann man wegschieben, Emotionen leider nicht.
Ich fühle, und doch sage ich nichts. Dieses Wunder und die Vorfreude auf neues Leben soll nicht durch ein „aber“ entwertet werden. Kein Wunder hat ein „aber“ verdient und schon gar keine Frau, die dieses in sich trägt. Und doch fühle ich und es tut mir leid so zu empfinden. Ich fühle ohne es zu sagen, denn Worte kann man wegschieben, runter schlucken, nicht aussprechen. Gefühl leider nicht.
So halte ich Babys in den Armen und rieche an ihnen, schließe die Augen und schiebe jedes „aber“ weg. Ich beglückwünsche Frauen ohne auch nur ansatzweise dieses „aber“ über meine Lippen kommen zu lassen, ich möchte es aus meinem Herzen heraus bekommen. Es sitzt dort fest und klammert sich an mich.
Ich fühle, aber ich sage nichts, aus Respekt.
Keine werdende Mutter sollte ein „aber“ hören, ich bete dass sich durch diese Worte hier niemand angegriffen fühlt, denn glaubt mir bitte: ich gönne jedem sein Wunder. Ich bin dankbar für jedes Baby auf dieser Welt und freue mich mit jeder Mama. Von Herzen. Ganz aufrichtig. Nur für meine Gefühle kann ich doch einfach nichts. Ich hab wirklich versucht sie zu verdrängen, weg zu schieben und nicht mehr zu beachten. Manchmal scheint es zu funktionieren, zeitweise und egal wie viel Kraft es mich kostet, ich sage nichts, aber ich fühle.
Manchmal fühle ich mich einsam und schuldig mit dieser Emotion und dann versuche ich wieder zu vertrauen. Panta rhei sagt, dass die Welt auf wenigem Werden und Vergehen beruht. Manches soll vielleicht sein, anderes nicht. Akzeptanz und Hoffnung stehen sich gegenseitig im Weg.
Und so versuche ich mein Schicksal anzunehmen, dieses Gefühl, nicht vollständig zu sein und diese Emotion, die mich einfach nur schmerzt. Es ist mein Schicksal, nicht das der anderen und deswegen sage ich nichts, aber ich fühle.
Wann wird dieses Gefühl verschwinden? Wann werde ich von der Sehnsucht befreit?
In diesem Sinne – wenn ich fühle, dann lebe ich, aber manche Gefühle schmerzen einfach.
Liebe Jessica,
ich habe hier schon häufiger von deinem Kinderwunsch gelesen und möchte dir heute endlich mal einen Kommentar hinterlassen.
Ich kann dich sooo gut verstehen, weil es mir genauso geht. Mein Mann möchte kein weiteres Kind, ich allerdings schon. Und dabei stelle ich fest, daß der Kinderwunsch immer gleich groß ist, egal das wievielte Kind es ist. Ich hatte zwei unkomplizierte Schwangerschaften, wir haben zwei gesunde Kinder und ich bin natürlich dankbar darüber. Der Kopf hat genug Argumente, aber das Herz weiß, daß noch genug Liebe für ein weiteres Menschlein da wäre. Mir fällt es wahnsinnig schwer, mich von diesem Wunsch zu verabschieden. Für meinen Mann ist die Lage klar, aber in mir arbeitet es. Einen Nachzügler wird es wegen meines Alters nicht geben. Um mich herum sind gefühlt alle Leute schwanger und genau wie Du freue ich mich wirklich aufrichtig für jede Familie. Und genau wie bei dir klammert sich das "aber" in mir fest.
Mich würde eine Sache interessieren: Wie findet es dein Mann, daß Du deine Gefühle so deutlich und auch öffentlich ausdrückst? Passt es seinen Meinung nach aus verschiedenen Gründen momentan nicht, oder lehnt er ein weiteres Kind grundsätzlich ab?
"Du bist noch jung genug" oder "Einen passenden Zeitpunkt gibt es nie" werde ich dir nicht sagen, weil ich weiß, daß es nicht hilft. Aber ich wünsche dir von Herzen, daß du mit deinem Gefühlskonflikt Frieden schließen kannst, liebe Jessica! Ich finde nicht, daß wir uns für dieses "aber" schlecht fühlen müssen, denn es ist ja nicht so, daß man den Familien ihr Glück nicht gönnt! Und Ambivalenz gehört schließlich zum Menschsein dazu, oder?!
Herzliche Grüße, Andrea
Heute hab ich erst die Muße Euch allen zu antworten und mich bei jedem von Euch zu bedanken. Bei jedem!
Deine Worte berühren mich sehr. ? Mir geht es nämlich genauso wie dir. Mein Mann möchte auch kein weiteres Kind (wir haben eine Tochter) und deinen Schmerz verstehe ich so gut. Auch ich freue mich über Schwangerschaften und Babys, aber gleichzeitig tut es weh... ich versuche es anzunehmen wie es ist, es ist nur schwer.
Das Annehmen wird schwer bleiben. Es ist nicht der Wunsch nach einer neuen Handtasche, sondern ein tiefes Gefühl der Unvollkommenheit und ich liebe meinen Mann sehr, aber bete, dass ich ihm das nicht irgendwann einmal vorwerfen werde.
Meine Liebe,
Ich danke dir für diesen Text. Hier wimmelt es gerade so von guten Nachrichten, wunderschönen Schwangeren und Neugeborenen. Im real life und in der Onlineblase. Und jedes Mal denke ich: oh wie schön. Und dann werde ich traurig. Meistens denke ich dann an dich. Denn ich weis das es dir genauso geht. Und ich hatte nicht den Mut diesen Text zu schreiben. Aber du. Und dafür danke ich dir. Von Herzen. Liebste Grüße
Mein Herz, meine liebe, meine wunderbare auch ich denke dann ganz oft an Dich. Denn ich weiß ich bin nicht allein. Ich weiß das, aber es zu spüren tut manchmal gut. genau wie das Verständnis. Meine Liebe, ich halte Dich einen Moment in meinen Armen. Einfach so. Einfach fest.
Meine Liebe,
ich weiß ja um deinen sehnlichen Wunsch und ich kann diesen Schmerz eigentlich kaum nachempfinden, aber ich kann mir zu gut vorstellen, wie es sich anfühlt. Weißt du, es ehrt dich sehr, dass du dich so aufrichtig mitfreust. Das sagt so viel über dich als Menschen aus. Herzlich, wie du bist
Vielleicht kommt der Zeitpunkt, an dem mein Mann auch anders fühlt. Auch den Wunsch verspürt. Ich wünsche es euch. ❤️
Hach meine Liebe, ich freue mich wirklich und kuschele jedes Baby gerne. von Herzen. Weil ich weiß wie nah Freud und Leid beieinander liegen und weiß ich der Freude mehr Raum in meinem Leben verleihen möchte und werde. Jeden Tag.
Ach, Du Liebe, ich kann Dich so gut verstehen, haben wir doch selbst auch ein Sternchen und einen Kinderwunsch...
Ich finde es toll, dass Du zu Deinen Gefühlen stehst, auch wenn das hart ist. Gib nicht auf, es bewegt sich immer etwas im Leben. Schließt sich eine Tür, tut sich eine andere auf, sagt man.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Dein sehnlichster Wunsch doch noch in Erfüllung geht!!!
Alles Liebe
Deine Küstenmami
Unser Wunsch unterscheidet sich in einem Punkt, der Chance auf Erfüllung. Aber Wunsch ist Wunsch und so denke auch ich oft an meinen Stern.
? ? ?
Hach Du Herz!
Meine Liebe fühl dich bitte ganz ganz fest gedrückt! Ich kann mir nur ausmalen, wie schwer das für dich sein muss. Muttergefühle sind so stark & der Wunsch nach einem Kind, das kann man nicht unterdrücken.
Und genau davor hab ich solche Angst. Was wenn ich das meinem Mann irgendwann einmal vorwerfe?
❤
<3
Du Liebe,
was für ehrliche Worte! Hier war der Wunsch beim ersten Kind so groß, dass ich es kaum noch aushalten wollte! Nun ist es hier umgekehrt, der Mann würde noch ein zweites, ich kann es einfach nicht für mich entscheiden... und die Zeit rennt! Und ich weiß nicht, was richtig ist, was falsch ist. Und nicht irgendwann dazu stehen, mit der falschen Entscheidung....
Liebe Grüße
Ich glaube das nichts richtig und nichts falsch ist, aber auch glaube ich daran, dass man eher das bereut, was man nicht tat, wie das, was man tat.
Hallo Jess,
Hier bei uns...ist es auch recht kompliziert.
Wir haben uns gemeinsam für Kinder entschieden...
Als ich dann schwanger war...keine Euphorie von meinem Mann.
Nicht das ich Tränenmeere erwartet hätte.
Aber es war sehr "sachlich"
Ich war in einer Blase voll Glück und Angst und der Mann " ja siehste, ging ruck zuck"
Am 08.12.11 kam dann unsere Tochter zur Welt.
Ich war "SOFORT 100% MAMA" mein Mann eher "Beobachter" aber stolzer Vater. Ich ...immer da Tag/Nacht. Nie eine Auszeit. Nicht falsch verstehen, aber Mütter müssen ja mal Kraft tanken. Und wenn man nur mal zum Friseur geht oder nen Kaffee mit einer Freundin genießt.
Im Sommer 2013 erwähnte mein Mann dann , ein 2 Kind wäre doch nich weiter wild und er wäre dafür. Ich bekam Panik. Amelie war 1,5 Jahre alt und ich kurz vor Ende der Elternzeit.
Klar, er ist 12 Std nicht da, da er beruflich viel eingebunden ist und ich habe alles hier zu Hause allein gemacht.
Ich habe leider keine Oma hier, die mich mal unterstützt hätte. Mal Mut gemacht hätte.
Ich war geschockt und habe gesagt "ich schaff das nicht so allein mit 2 und Haus und Co." Freundinnen konnten das garnicht verstehen. Aber die haben auch immer mal jemanden zum aufpassen.
Nun ist unsere Tochter 6 und ich wäre eher jetzt bereit um 2en gerecht zu werden.
Tja, nun will mein Mann keins mehr ( mit 40!? neee Danke) und ich zweifle täglich an mir und meiner Entscheidung. Hätte es doch mehr Sinn gemacht hintereinander Kinder zu bekommen? Hättest ich es doch irgendwie geschafft? War ich zu egoistisch?
Warum wurde ich am Anfang so allein gelassen, sodass Versagungsängste wachsen konnten?
Hallo! Wenn ich das alles hier lese, kommen mir Tränen, weil ich die Sehnsucht auch empfinde, weil ich mich endlich verstanden fühle. Ich habe auch zwei wundervolle Kinder, auch noch ein Mädchen und einen Jungen,die zwar sehr anstrengend sind, aber einfach auch zum Küssen und lieb haben sind. Und gerade deshalb, weil sie so toll sind, wünsche ich mir noch eines und da ist dieses Gefühl, das gegen jede Vernunft spricht, und mir verkündet, dass da noch ein Platz in der Familie zu vergeben ist. Obwohl ich echt manchmal ziemlich genervt und ausgelastet bin und obwohl wir hier keinen Platz mehr haben. Es ist da, dieses Gefühl, dass es einen Menschen gibt, der darauf wartet geholt zu werden. Merkwürdiges Gefühl, gegen alle normalen Vorstellungen. Und manchmal, wenn Freunde und Bekannte sagen“Was willst du? Du hast ja schon Kinder. Manche können keine bekommen. Oder stell dir vor, dass dritte hätte eine Behinderung“, bekomme ich Angst, Angst,dass ich zu undankbar bin für das Schöne Leben, das ich führe. Und dann bete ich für das Leben, das ich jetzt habe,und traue mich auch nicht mehr diesen Wunsch zu fühlen. Dann ist es auch gut. Für einen Abend. Am Morgen sehen die Gedanken wieder anders aus.Und die Gefühle auch. Dabei will ich doch im Hier und Jetzt leben und dankbar sein...
Ich bin in der selben Situation,
es war immer klar, dass ich Kinder will, mindestens 2. Mein Mann hat immer ja zu Kindern gesagt. So haben wir geheiratet und unseren ersten Sohn bekommen. Er ist wundervoll. Als er 1,5 Jahre alt war bekam ich das erste Mal das Gefühl, dass jetzt die Zeit ist für ein Geschwisterchen zu sorgen. Dann plötzlich und unerwartet das harte "NEIN" von meinem Mann. Immer wenn er etwas haben will, das sehr große Haus, das große Auto, etc. argumentiert er "wir brauchen doch Platz für die Kinder" wie eine Marionette stimme ich dann zu allem zu in der Hoffnung, dass er mir nun doch ein zweites Kind schenkt. Aber die Hoffnung ist vergebens. Er benutzt meinen Wunsch zu seinem Vorteil und danach ist wieder alles vergessen. Ich liebe ihn, ich liebe unseren 3jähigen Sohn und uns geht es eigentlich sehr gut.
Aber es ist verdammt noch Mal auch MEIN Leben... das sich unvollständig, leer anfühlt... nur weil er 2 anstrengende Jahre befürchtet soll mein Herz für den Rest meines Lebens unvollständig sein?
Ich bin wütend, traurig und verzweifelt!